Ergebnisse der aktuellen Veganz Ernährungsstudie

Auch in diesem Jahr haben wir wieder die Konsum- und Ernährungsgewohnheiten der in Deutschland lebenden Menschen genaustens unter die Lupe genommen. 

Warum leben wir in Deutschland vegan, vegetarisch oder flexitarisch? Finden Food-Innovationen wie In-vitro Fleisch, Laborkäse oder Insekten überhaupt Anklang? Und tragen vermehrte Klimakrisen sowie politische Krisen zu einem Wandel des Konsumverhaltens bei?  
Wir haben mit unserer Studie das Ernährungs- und Kaufverhalten von Omnivoren bis hin zu Veganer:innen das vierte Jahr in Folge wieder so richtig unter die Lupe genommen. 

Die spannendsten Erkenntnisse auf einem Blick

  • Über 57% der Nicht-Veganer:innen in Deutschland möchten den Konsum tierischer Produkte zukünftig verringern
  • Knapp 80% der Vegetarier:innen möchte in Zukunft vegan leben
  • Das Fleisch-Ende naht: Fast jede:r dritte Deutsche ernährt sich bereits flexitarisch
  • Laborfleisch und -käse stoßen auf großen Zuspruch: Circa 44% der Deutschen würden Laborfleisch und etwa die Hälfte aller Deutschen würden Laborkäse essen
  • Vegane Alternativen zur Milch stehen genauso wie im Vorjahr auf Platz 1 der beliebtesten Ersatzprodukte, auf Platz 2 stehen Joghurt- und Quarkalternativen und auf dem letzten Platz des Siegertreppchen sind Alternativen zu nicht-veganen Süßigkeiten und Snacks
  • Die vegane Community ist in den letzten 12 Monaten um etwa 183.200 Menschen gewachsen. Außerdem haben sich knapp eine halbe Millionen Menschen innerhalb des letzten Jahres für eine vegetarische Lebensweise entschieden

Allgemeines zur Umfrage

Nach den drei vorhergehenden Untersuchungen veröffentlichen wir nun unsere vierte Ernährungsstudie. Dazu haben wir in diesem Jahr 2733 Teilnehmer:innen im Alter von 15 bis 64 Jahren in Deutschland nach ihren Einstellungen zur Ernährung und Umweltschutz befragt.  

Dabei ist es natürlich interessant zu sehen, welche Ernährungsformen die Deutschen aktuell bevorzugen und welche unterschiedlichen Beweggründe und Bedürfnisse die Zugehörigen der jeweiligen Ernährungsform haben. Bevor wir auf die aktuellen Ernährungstrends und ihre Hintergründe eingehen, möchten wir dir noch schnell den Unterschied zwischen vegan, vegetarisch, pescetarisch, flexitarisch und omnivor erläutern:

  • Vegan: Rein pflanzliche Ernährung, d.h. auf den Speiseplan gehören weder Fleisch oder Fisch noch Produkte aus tierischen Erzeugnissen wie Milch, Eier oder Honig
  • Vegetarisch: Kein Konsum von Fleisch oder Fisch, dennoch Konsum tierischer Produkte wie Milch, Eier und Honig
  • Pescetarisch: Auf Fleisch wird verzichtet, während Fisch und Meeresfrüchte gegessen werden. 
  • Flexitarisch: Generell wird Fleisch konsumiert, allerdings ist der Konsum reduzierter und bewusster.(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. zuletzt 20.10.2022)

Es ergaben sich folgende repräsentative Ergebnisse über die derzeitigen Ernährungsformen der Befragten: 

3,1 % vegan
6,9 % vegetarisch
2,4 % pescetarisch
31,1 % flexitarisch
56,5 % omnivor

Doch was sagen die Prozentzahlen in absoluten Zahlen aus? Mit 3,1% Veganer:innen leben circa 1,67 Millionen Menschen in Deutschland vegan. 6,9% entsprechen ganzen 3,71 Millionen Vegetarier:innen und mit 2,4% Pescetarier:innen ernähren sich zudem 1,29 Millionen Menschen pescetarisch. Die Flexitarier:innen erschließen mit 31,1% eine Gruppe von circa 16,71 Millionen Menschen. Omnivor ernähren sich mit 56,5% in etwa 30,36 Millionen Menschen in Deutschland.  

Im Vorjahr sah das noch etwas anders aus: denn die vegane, vegetarische und flexitarische Bewegung erhält fortlaufend mehr Anhänger:innen. 2021 ernährten sich noch 2,0% der Befragten vegan, also 1,1% weniger als in diesem Jahr. Die vegetarische Community hat sogar noch mehr Zulauf erhalten: in diesem Jahr sind 2,0% Vegetarier:innen dazugekommen, im Vorjahr waren es noch 4,9%. Auch die Gruppe der Flexitarier:innen wird immer größer: seit letztem Jahr (27,4%) haben sich 3,7% mehr für einen bewussteren und reduzierten Fleischkonsum entschieden.  

Und auch weitere Erkenntnisse unserer Umfrage versprechen noch mehr Zuwachs zu diesen Ernährungsgruppen. Denn laut unseren Ergebnissen können sich 80% der Vegetarier:innen vorstellen, sich in Zukunft vegan zu ernähren. Außerdem möchten 57,3% der Nicht-Veganer:innen generell gerne weniger tierische Produkte verzehren. 44,5% von ihnen sind bereit, ihren Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren, um dem stärker spürbaren Klimawandel entgegenzuwirken. 35,7% sind sich darüber unsicher.

Wer sind die Gesichter der veganen, vegetarischen und flexitarischen Bewegung und was ist ihnen wichtig?

Durch unsere Studie bekommen wir außerdem ein Verständnis darüber, wer eigentlich die Anhänger:innen des Veganismus, Vegetarismus und Flexitarismus sind. Unsere Befragungen ergaben, dass knapp die Hälfte der Veganer:innen zwischen 25 und 49 Jahre alt ist. Außerdem ist die Bewegung bisher auch größtenteils weiblich: jeweils mehr als 80% gaben in den Gruppen der Veganer:innen, Vegetarier:innen und Flexitarier:innen an, weiblich zu sein. Nur bei den Omnivoren sieht es ganz anders aus: 63,6% der sich omnivor Ernährenden sind männlich. 

Spannend für uns ist vor allem die Frage, welche veganen Produkte die Veganer:innen am liebsten konsumieren und in welchen Produktkategorien noch mehr Auswahl gefordert wird. 98,7% der Veganer:innen gaben an, dass sie vor allem Milchalternativen konsumieren. Auf dem zweiten Platz landen Alternativen für Joghurt und Quark. Diese konsumieren 95,1% der Veganer:innen. Auf dem letzten Platz des Siegertreppchen stehen Alternativen zu nicht-veganen Süßigkeiten und Snacks: diese essen 92,1% der vegan lebenden Menschen.  

In diesen Bereichen wünschen sich Veganer:innen aber mehr vegane Alternativen: 69,1% der Befragten gaben an, dass sie sich mehr vegane Backwaren wünschen. Auch To-go und Mittagspausen-Gerichte sind mit 59,9% stark gefragt. Ebenso eine genügende Auswahl an veganen Alternativen zu Käse und herzhaften Aufstrichen fehlen 52,8% der Veganer:innen. 

Natürlich soll mittels der erhobenen Daten zusätzlich herausgefunden werden, auf was die Konsument:innen bei Lebensmitteln am meisten achten. Auch ob es bei ihnen – möglicherweise durch Krisen wie der Covid-Pandemie, der Klimakrise, dem Ukraine-Krieg oder der Inflation– zu Unterschieden in der Prioritätensetzung gekommen ist. Die Untersuchung verschiedener Kriterien konnte folgendes belegen: 50,0% der in diesem Jahr befragten Personen achten beim Essen auf das Thema Nachhaltigkeit. Letztes Jahr lag das Thema Nachhaltigkeit mit 53,8% noch einem etwas größeres Anteil am Herzen. Schon im letzten Jahr zeichnete sich der Trend ab, dass das Thema Kalorien für die Konsument:innen unwichtiger wird. Auch in diesem Jahr ist mit 32,5% das Thema 3,4% weniger Befragten wichtig als im Vorjahr. Abwechslungsreichtum beim Kauf von Lebensmitteln spielt im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr bei so vielen Menschen eine wichtige Rolle: 2021 gaben noch 72,7% an, dass ihnen Abwechslung wichtig ist, 2022 sind es nur noch 67,3%.  

Die deutlichste Veränderung in der Prioritätensetzung beim Einkauf hat sich aber in der Preisfrage ergeben: in diesem Jahr waren 60,7% der Befragten der Preis der Lebensmittel wichtig. Im vergangenen Jahr waren es noch 49,4%, also ganze 11,3% weniger. Somit scheint die Inflation ein Grund dafür zu sein, dass Konsument:innen beim Einkauf auf Preisgünstigkeit achten und sich in nächster Zeit frische, geschmackvolle sowie gesunde Gerichte wünschen, die aber auch nicht zu sehr auf den Geldbeutel drücken. 

Klimaschutz: ein wichtiger Faktor für Fleischverzicht

Nicht nur der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln steigt, sondern auch die Bereitschaft zur Umstellung hin zu einer flexitarischen und sogar vegan-vegetarischen Ernährung nimmt zu. Haupttreiber ist der Klimawandel, der leider auch vor der eigenen Haustür keinen Halt macht und dementsprechend verstärkt von der Bevölkerung verhandelt wird. Die Lage scheint brisanter denn je: Menschen sind direkt von Umweltkatastrophen wie Überflutungen und Waldbränden in Deutschland betroffen und werden auch selbst politisch aktiv – es scheint seit einigen Jahren eine neue Ära Richtung mehr Klimabewusstsein und klimagerechtem Handeln angebrochen zu sein. Auch wirtschaftliche und politische Krisen – wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und Inflation – können nicht am Aktivismus der Menschen rütteln und weiterhin setzen sich viele durch politisches Engagement und bewusste Kaufentscheidungen für mehr Klimagerechtigkeit ein.

Den Flexitarier:innen gehört die Zukunft

Auch wenn die Zahl der Veganer:innen und Vegetarier:innen gestiegen ist, konsumiert der Großteil der Bevölkerung immer noch Fleisch und andere tierische Produkte: 31,1% der Deutschen ordnen sich der Gruppe der Flexitarier:innen zu. 

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. werden „Flexitarier […] auch als flexible Vegetarier bezeichnet. Sie lehnen die Massentierhaltung ab, möchten die Umwelt schützen, ihre Gesundheit fördern und trotzdem nicht ganz auf Fleisch verzichten“.

(Quelle: DGE, Stand: 10/2022)

Bereits in unseren vorherigen Studien der letzten zwei Jahre zeichnete sich ein spürbarer Trend in Richtung des reduzierten und bewussteren Fleischkonsums ab. Da die Flexitarier:innen nach den Omnivoren die größte Ernährungsgruppe abbilden, haben die Flexitarier:innen einen enormen Hebel, den Fleischkonsum sowie den Konsum tierischer Lebensmittel wirkungsvoll zu reduzieren und so dem Klimawandel die Stirn zu bieten. 

Und sind wir mal ehrlich: Die Gleichung des effektvollen Konsums zum Klimaerhalt ist so einfach! Bei der Herstellung veganer Kost wird wesentlich weniger Agrarland beansprucht als bei tierischen Lebensmitteln. Je mehr Land für die Viehzucht beansprucht wird, desto weniger Land bleibt für die Natur. Dabei sind Pflanzen und vor allem Bäume essenziell: Sie speichern das in der Luft vorhandene CO2 ab und senken somit die CO2-Konzentration in der Luft. Da für die Viehzucht Platz geschaffen werden muss, werden jedoch immer mehr Wälder gerodet. Durch das Verbrennen der Wälder entstehen noch mehr Treibhausgase. Somit ist eine vegane sehr viel klimafreundlicher als eine omnivore Ernährungsweise. Aber auch Flexitarier:innen können die CO2-Emission verbessern: Die bloße Reduzierung des Konsums tierischer Produkte wirkt sich positiv auf die Umwelt aus. Jeder Schritt hin zu einer pflanzenbasierten Kost ist wertvoll und immens wichtig, um das Ziel – nämlich die Erderwärmung möglichst bei 1,5 Grad zu halten – bis zum Jahr 2100 erfolgreich zu verfolgen. Flexitarische Verbraucher:innen setzen zudem für den Handel interessante Impulse und haben bereits jetzt dafür gesorgt, veganen Produkten den Weg aus der Nische zu ebnen.

In-vitro Fleisch, Laborkäse und Krabbeltiere

Seit Jahren arbeiten Wissenschaftler:innen bereits an Fleisch, welches im Labor gezüchtet wird, dem sogenannten In-vitro Fleisch sowie an im Labor entwickelten Käse. Das Endprodukt soll das Gleiche sein, nur der Entstehungsprozess ist ein anderer. Laut Umfrage können sich mit 43,9% mehr als ein Drittel der Befragten vorstellen, In-vitro Fleisch zu essen. Das sind sogar 3,9% mehr als im Jahr 2021.

So viel Prozent der Befragten können sich vorstellen LaborFleisch zu essen:

Der im Labor gezüchtete Käse erhielt mit 50,6% noch mehr Zuspruch. Besonders aufschlussreich ist hier, dass der größte Zuspruch von Veganer:innen und Vegetarier:innen kommt: Mit 58,4% kann sich mehr als die Hälfte der deutschen Veganer:innen vorstellen Laborkäse zu essen und das, obwohl Käse normalerweise nicht auf dem eigenen Teller landen würde. Unter den Vegetarier:innen würden sogar sage und schreibe 71,4% den Käse der Zukunft essen. Auch unter den Pescetarier:innen mit 57,4% eine nahezu identische Akzeptanz wie die Veganer:innen. 

Genauso wie das In-Vitro-Fleisch erhält auch der Laborkäse in diesem Jahr noch mehr Akzeptanz als im Jahr zuvor: mit 7,4% ist es sogar ein deutlich größerer Teil der Befragten, der sich Laborkäse als neues Nahrungsmittel vorstellen kann. 

So viel Prozent der Befragten können sich vorstellen Laborkäse zu essen:

Tatsächlich wird seit ein paar Jahren immer wieder über das Thema Insekten als Lebensmittel gesprochen. Einige Insektenarten sind bereits zum Verzehr in Form von Burgern oder Riegeln erhältlich, finden aber nur langsam ihren Platz in den Regalen. Denn obwohl das Angebot da ist, ist die Akzeptanz für Krabbeltiere auf dem Teller mit 32,1% relativ gering. Mit 67,9% gehören für einen Großteil der Deutschen Insekten nicht in die Küche. Es sieht sogar ganz danach aus, als ob diese Innovation sich auch in Zukunft nicht durchsetzen wird, denn im Vorjahr lag die Bereitschaft für Insekten als Nahrungsmittel sogar mit 31,4% leicht höher. Im Vergleich zur Akzeptanz des Laborkäses, sind die essbaren Insekten für die europäischen Veganer:innen keine Option: Bloß 4,3% der Veganer:innen wären bereit, Insekten in ihren Speiseplan zu integrieren.

So viel Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen Insekten zu essen:

Und nun?

Wir fühlen uns bestärkt in der Arbeit unserer letzten Jahre und gleichermaßen inspiriert von all dem Input und Erkenntnissen – das hätten wir ohne dich nicht geschafft. Also noch einmal vielen Dank an dieser Stelle! 

Die vorliegenden Ergebnisse ermöglichen es uns, Einiges über Konsument:innen in Erfahrung zu bringen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Daraus können wir uns hilfreiche Informationen ableiten, um unsere Vision – weltweit Menschen zu einer pflanzlichen Ernährung sowie einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt zu motivieren – zu erreichen. Damit wollen wir eine nachhaltige Zukunft für alle Lebewesen auf unserer Erde schaffen. Bereits jetzt arbeiten wir als veganer Vollsortimenter täglich daran, eine vielfältige Auswahl an geschmackvollen, pflanzlichen Produkten und Innovationen zu bieten. Dabei ist es uns wichtig, transparent in unserem Handeln und Verhalten sowie respektvoll gegenüber allen Lebewesen und der Natur zu sein. 

Für mehr Neuigkeiten aus der veganen Bewegung folge uns auf unseren Social Media Kanälen. Wir sind gespannt auf dein Feedback zu den Ergebnissen! 

Dein Veganz Team 

*Die Daten wurden am 04.11.2022 um 13.00 Uhr aktualisiert.

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